Wenn der Geschädigte der Dumme ist: Ofenwahn in Deutschland

Seit ca. drei Jahren nimmt die Anzahl der ach so klimafreundlichen Ofenheizer in meiner Umgebung stetig zu. Und leider nicht nur die Anzahl, sondern auch noch die Dauer des Ofenbetriebs.

Verlauf der Feinstaubkonzentration vor meinem Zimmer. Ofenbetreiber: 20m entfernt, starker Qualm ist sichtbar und Feinstaub trotz relativ günstiger Windrichtung 100 x so hoch wie an einer sehr stark befahrenen tiefligenden 6-spurigen Straße!
Verlauf der Feinstaubkonzentration vor meinem Zimmer. Ofenbetreiber: 20m entfernt, starker Qualm ist sichtbar und Feinstaub trotz relativ günstiger Windrichtung 100 x so hoch wie an einer sehr stark befahrenen tiefligenden 6-spurigen Straße!

Seit diesem Jahr wird die Feinstaubkonzentration bei mir mit einem brauchbaren Sensor gemessen. Bisher ist mir hauptächlich der permanent leichte aber manchmal auch massive eklige Gestank in der Heizperiode aufgestoßen, der beim Betrieb mit Rauchfahne wohl immer dazugehört. Die Messungen zeigen jedoch Werte, die selbst an viel befahrenen Straßen bei weitem nicht durch hunderte Autos erreicht werden.

Eine Messung in einem Kreisel, der sich in einem Trog befindet und etwa 6-8 Spuren hat, konnte eine Erhöhung um ca. 1 ug pro m³ festgestellt werden (PM 10 und PM 2.5) – Öfen stoßen gerne einmal 20-100 ug pro m³ aus. Wenn man 60 ug pro m³ auf den Tag umrechnet, schafft EIN Ofen die Belastung von 24 Stunden an einer stark befahrenen Straße! Schließlich ist bekannt, dass der Feinstaubausstoß EINES Holzofens aktueller Norm etwa 1500x höher als der einer Erdgasheizung ist.

Man könnte jetzt argumentieren, dass Feinstäube von Autos gefährlicher sind. Aber bei dem Gestank nach halbverbranntem Holz fallen mir Dioxine, Furane, PAK etc. ein, die bei einem Automotor mit
Sicherheit nicht oder nicht nachweisbar auftreten, die aber als krebserregend gelten.

Und also ob immer ausreichend getrocknetes Holz in die Öfen käme: Der teerige und ölige Gestank lassen auf minderwertiges und/oder nicht ausreichend trockenes Holz schließen. Bestenfalls. Und dann wir der Brennraum vollgestopft, damit man nicht so oft nachlegen muss und am besten die Zuluft noch etwas gedrosselt. Das führt dann mit Sicherheit zu dem oben genannten Giftcocktail.

Gespräche mit den Betreibern verlaufen zunächst freundlich, verändern die Situation nicht. Ordnungsämter und Schornsteinfeger melden zurück, dass der Kamin und der Betrieb in Ordnung seien. Man könne nichts machen. Der Nachbar sagt, man solle nicht so empfindlich sein. Da ist guter Rat teuer.

Zumindest für den von dem Gestank und Schadstoffen Geplagten: Bei mir stehen wohl neue Fenster mit besseren Dichtungen gegen eindringenden stinkenden Feinstaub sowie eine Raumlüftung mit entsprechenden Filtersystemen an.
Als Geschädigter muss ich wohl noch mehrere Tausend Euro draufzahlen, damit in meiner Umgebung einige Nachbarn mit billigem Brennstoff noch ein paar Euro sparen können.

So geht Umweltschutz in dem ach so grünen Deutschland: Mit Klimaschutz kann man sogar das Geldsparen begründen. Schön auf den Diesel schimpfen und im eigenen Ofen das hundertfache an Schädigungen ihrer Mitmenschen verursachen.