Neue Heizung

Situation: Was machen, wenn die Heizung nicht mehr will?

Bei einer neuen Heizung reparieren lassen, klar. Bei einer sehr alten Heizung ist der Austausch dann doch angeraten.

In meinem Fall war die 35 Jahre alte Gastherme „durch“, zumal keine Ersatzteile mehr verfügbar waren. Rechnet man die halbjährliche Betriebszeit in Stunden um, sind das etwa 150 000 Stunden, die das Gerät gelaufen ist. Ein Auto hält übrigens normalerweise nur ca. 2000 bis 3000 Stunden, dann ist es Schrott. Glauben sie nicht? – 200 000 km geteilt durch 100 km pro Stunde ergibt … 2000 Stunden! Erschreckend, oder? Autofahren ist ähnlich teuer wie ein guter Platz im Kino, mit allem drum und dran nämlich ca. 10-15 Euro pro Stunde bei einem einfachen Fahrzeug!

Zurück zur Gastherme und Alternativen …

Alternativen
  • Gas oder Öl
    Gas liegt im Haus, war bereits verwendet, wodurch der Austausch der Therme einfach möglich war. Zudem wäre bei einer Ölheizung ein Tank notwendig gewesen zuzüglich weiterer Arbeiten im Keller (Sicherheitswanne, Ex-Schutz, Leitungen zum bisherigen Anschluss).
    Öl bietet keine energetischen Vorteil zu Gas, wäre allerdings vor Ort vorhanden.
    Gas kann in Zukunft unter Umständen auch ökonomisch und ökologisch sinnvoll aus Strom (Power-to-Gas) hergestellt werden und in das bestehende Erdgasnetz problemlos eingespeist werden, so dass hier eine CO2-neutrale Alternative geschaffen werden kann.
  • Heizwert-Therme
    Hier geht die im Wasserdampf, der bei der Verbrennung von Erdgas entsteht, vorhandene Wärmeenergie durch den Schornstein heraus. Das sind ca. 20%!
    Hätte ich machen dürfen, wollte ich aber nicht.
  • Brennwert-Therme
    Hier lässt man das Wasser in dem speziellen doppelwandigen „Schornstein“, besser Abgasführung, kondensieren, so dass das warme Kondenswasser mit zum Heizen verwendet werden kann. Diese Thermen sollen bis zu 30% höhere Wirkungsgrade haben, 10% werden oft erreicht, dazu unten mehr.
  • Fußbodenheizung mit Wärmepumpe
    Generell ein interessantes Konzept, weil man mit einer Wärmepumpe theoretisch aus 1kWh Strom ganze 4 kWh Wärme machen kann. In der Praxis liegt der Faktor bei ca, 2.5 … 3, also 2.5 … 3 kWh Wärme aus einer kWh Strom.
    Nachteil: Das ganze läuft nur dann energieeffizient ab, wenn die Heizflächen in den Wohnräumen groß sind  – also geht es nur mit einer Fußbodenheizung.
    Bei meinem alten Haus wäre die Heizleistung mit ca. 10 000 kWh pro Jahr aus 3300 kWh Strom mit 1000 Euro Stromkosten zu Buche geschlagen, 300 Euro mehr als derzeit mit der neuen Gasheizung.
    Dazu hätte das komplette Haus mit Fußbodenheizung ausgestattet werden müssen, was ca. 20 000 Euro zu den 10 000 Euro für die Wärmepumpe (jeweils mit Installationsaufwand) gekostet hätte. Wo in der Zeit wohnen, die Möbel hinstellen?
  • Holzpellet-Heizung
    Der Keller hätte vollständig ausgebaut werden müssen, um ca. 4 m³ Holzpellets und die Heizungsanlage zu beherbergen. Dazu wäre die Anpassung der Heizungs-Verrohrung gekommen mit einem teilweisen Öffnen von Böden.
    Geschätzte Kosten: 15 000 Euro +
    Weitere ökologische Gründe sprechen für mich dagegen:
     – Die Feinstaubemissionen liegen im besten Fall ca. 30mal über denen einer Gasheizung
     – Das Holz wird zunehmend über weite Strecken transportiert, das die Deutsche Holzproduktion nicht mehr ausreicht.
  • Stückholz-Heizung
    Die Feinstaubemissionen liegen um ca. das 1000-fache höher als bei einer Gasheizung, womit diese Heizungsart aus ökologischen Gründen – trotz CO2-Einsparung – wegfällt.
  • Passivhaus-Umbau
    Eigentlich geht es ja nicht um die Heizungsanlage, sondern darum, im Haus angenehme ca. 20°C zu haben:
    Generell sind Passivhaus-Konzepte heute problemlos realisierbar, allerdings nur dann problemlos, wenn man einen Neubau herstellt. Moderne monolithische (gleichförmiger Wandaufbau z.B. durch ca. 50cm dicke Gasbeton-Wände) Wände, dreifach-Fenster und Dachaufbauten incl. Wohnraumlüftung sind heute ein 20%-Faktor beim Hauspreis. Bei den heutigen Grundstückpreisen wohl eher ein 10%-Faktor im Gesamtkonzept.
    Dann kann man – bis auf ein 1 kW-Heizregister in der Lüftungsanlage für die ganz kalten Tage – auf eine konventionelle Heizung verzichten.
    Bei meinem Altbau würden jedoch ca. 50 000 Euro anfallen, um am Ende 500 Euro pro Jahr zu sparen – öknomisch unsinnig, da die Amortisationsdauer bei 100 Jahren und damit über der Lebensdauer der Komponenten läge. Zudem sind die Ressourceninvestitionen für den Umbau hoch.
    Hier ist geplant, bei notwendigen Renovierungen/Sanierungen den Passivhausstandard selektiv anzuwenden: Z.B. bei der Erneuerung der 40 Jahre alten Fenster.
Entscheidungsfindung

Letztendlich ist die Entscheidung zugunsten einer Brennwertheizung gefallen, einem guten aktuellen Standardmodell. Der Energiebedarf in Form von Gas ist von 13 000 kWh / Jahr auf 10 000 kWh pro Jahr gefallen (!!!), beide Jahre waren ungefähr vergleichbar (<2% Abweichung der Jahresgradtagzahl).

Dies hat unter anderem deshalb so gut funktioniert, weil die Heizung normalerweise bei 19° Celsius Raumtemperatur durchläuft und bei Anwesenheit auf 20° C betrieben wird. Die gleichmäßige Temepratur bedeutet, dass die Heizung bei niedriger Stufe und damit sehr hoher Effizienz (real) betrieben wird, oft bei ca. 40 °C Vorlauftemperatur – diese reicht dank der großzügig dimensionierten Heizkörper aus.

Versuche mit Nachtabsenkung haben gezeigt, dass die Heizung dann mehrere Stunden bei hohen Vorlauftemperaturen läuft, dabei die Luft in den Räumen unangenehm warm wird. Dennoch fehlt das Wärmegefühl eines gut durchgeheizten Raumes in den ersten Stunden des Betriebs.

Wichtiger Hinweis: Bei meinem Haus handelt es sich um eine Bauweise mit dicken (Bims)Steinwänden und Betondecken, wodurch eine hohe thermische Trägheit erreicht wird – d.h., das Gebäude speichert viel Wärme, braucht aber auch viel Wärme, um auf eine gewisse Temperatur zu kommen.

BILANZ

Bilanz CO2:
Vorher: 1 300 m³ Erdgas bei ca. 2 kg CO2 / m³  : 2 600 kg
Nachher: 1 000 m³ Erdgas / ca. 2 kg CO2 / m³  : 2 000 kg
Einsparung: 600 kg (6%)
bezogen auf 10 000 kg/Jahr (2017)

Bilanz Radiative Forcing
Kompensation: 0 m² (0%)
bezogen auf 180 000 m²

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Michael Bockhorst

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